Die Sache mit dem Böller im Kofferraum – oder: „Der Goldene Schuss“
Neulich beim „Ruff“ hab ich wieder mal eines dieser lustigen „Schdüggla“ mitbekommen. Der Heinz (der Wirt) und die Stammtischler haben sich schier gebogen vor lauter Lachen:

Es war Anfang der 80er Jahre. Einer der alten „Krieger“, ein Mitglied der Soldaten- und Reservistenkameradschaft Oberferrieden also, war verstorben. Und selbstverständlich sollte auch er die üblichen Ehrenbezeigungen an seinem Grab erhalten.
Die Beerdigung sollte in Burgthann stattfinden. Also haben sich vier Kameraden auf den Weg gemacht: Der Wirt´s Michl, der Hirsch Adl, der Zier Hanni und der Pfann Hans.
Natürlich hatte man sich gründlich vorbereitet: Die Uniformen waren bereits angelegt, und da noch Zeit war, wurde auch die Böllerkanone bereits in Oberferrieden vorbereitet und geladen. Man setzte sich in den alten Mercedes vom Wirts-Michl, verlud den Böller im Kofferraum und machte sich auf den Weg.
Schon in der ersten größeren Kurve – drunten an der Einmündung zur B8 – machte sich der Böller allerdings im Kofferraum selbständig: Es tat einen fürchterlichen Schlag. Der Böller hatte gezündet und der Kofferraumdeckel flog auf.
Blitzartig verdrückten sich zwei der „Helden“ weg vom Auto und suchten im Straßengraben Deckung. Es soll folgenden Disput gegeben haben:

„Miggl, wos fiersdn du? An Benzin oder a Rohöl?“
Nachdem der Fahrer meinte: „Rohöhl“ (Diesel würde man heute sagen), gab einer der anderen Entwarnung: „Dann könnts ruhig drin hoggn bleim…“
Notgedrungen machte man sich noch mal auf den Rückweg und beseitigte die „Spuren“.
Ihr könnt euch vorstellen, dass dieses „Schdüggla“ nach jahrelang DAS Thema an Fasching war. „…Däi homs in Fasching gschpüld“ meint man in Oberferrieden dazu.

Foto: https://www.schulerauktionen.ch
So oder so ähnlich hat die Böllerkanone wohl ausgesehen. Aus heutiger Sicht unverzeihlich – Bestimmungen über den gefahrlosen Transport wurden damals ganz offensichtlich grob missachtet.

Nachtrag:
Jedes Mal, wenn man den Heinz (Wirt vom Roten Ross, Sohn vom Michl) wieder auf das Thema anspricht, gibts wieder ein paar weitere Einzelheiten: Kaum zu glauben: Die vier „Helden“ hatten den fast nagelneuen Mercedes von ihm verwendet. Und weil Pflichterfüllung über alles geht, wurde unmittelbar nach dem „Kracher“ auf der B8 gewendet. Man lud im „Stammlokal“ den Schuss wieder neu und machte sich wieder auf den Weg zur Beerdigung, wo – wie sich das gehört – dem Toten mit drei Böllerschüssen die letzte Ehre erwiesen wurde.
Auch der Sohn von Heinz kann seine Story dazu beitragen: Kurz vor der Beerdigung stellten die vier fest, dass der untere Teil der Fahnenstange nicht mit im Auto war. Kommentar eines der Mitfahrer: „Däi homs gwieß widda als Räicherstängla hergnumma….“ Man fuhr nochmal heim, schickte den Junior über die Leiter, durch das Schlafzimmer zum Fahnenschrank, damit er die fehlende Stange herausreichen konnte.
Auf jeden Fall ging diese Beerdigung – wenn auch mit einigen Hindernissen – so ehrenvoll über die Bühne, wie sich das eben gehört.
Danach trafen sich die vier noch zur „Nachbesprechung“ im heimischen Stammlokal. Kaum tauchte Heinz (der Sohn vom Wirts-Michl) wutentbrannt (wegen des Schadens an seinem neuen Mercedes) in der Wirtsstube auf, schallte es ihm schon entgegen: „Sei blous ruich. Des zahlt allas däi Vasicherung vum Soldatenverein!…“ (So wars natürlich nicht. Die Vollkasko-Versicherung vom Heinz musste für diesen Schaden eintreten…)
Und wenn man den Wirts Michl späger mal so richtig ärgern wollte, brauchte man in seiner Wirtsstube nur anfangen, vom „Goldenen Schuss“ zu erzählen.

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